Thema 3: Auf der Flucht

Deutschland bietet Schutz, will aber auch möglichst viele Flüchtlinge abwehren

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen haben sich Deutschland und die EU für verschärfte Flüchtlingsabwehr und gegen den Ausbau sicherer Fluchtwege entschieden. Flucht wird zunehmend als illegale Einwanderung bezeichnet, und Hilfesuchende sind auf Schlepper angewiesen, die wiederum bekämpft werden. Manche Schlepper bringen Flüchtlinge wohlbehalten ans Ziel, andere nutzen deren Abhängigkeit rücksichtslos aus.

Deutschland hat Marineschiffe ins Mittelmeer geschickt. Diese sollen jedoch nicht für eine sichere Flucht­route sorgen sondern Schlepper bekämpfen und Flüchtlingsboote an der Fahrt nach Europa hindern. Internationales Seerecht verpflichtet dazu, Menschen, die man in Seenot antrifft, zu helfen. So rettete die Bundeswehr mehr als 18.000 Flüchtlinge.

Im Oktober 2013 startete Italien das Seenothilfsprogramm "Mare Nostrum": Mehr als 150.000 Menschen konnten geborgen werden. Im September 2014 forderte die Bundesregierung das Programm abzubrechen, weil es eine "Brücke nach Europa" sei. Im Oktober 2014 beendete Italien "Mare Nostrum" wegen mangelnder finanzieller Unterstützung der EU-Länder. Das Ziel, dadurch Flüchtlinge von Europa fernzuhalten, wurde verfehlt: 2015 verfünffachte sich die Zahl der Bootsflüchtlinge auf 1 Million, mindestens 3700 Menschen, darunter 700 Kinder, sind ertrunken.

Der Vorsitzende der deutschen Regierungspartei CSU freut sich darüber, dass "die Willkommenskultur" nun endlich "notariell beendet" ist. Auch die beiden im Quiz genannten Politikeraussagen zum Umgang mit grausamen Flüchtlingsbildern sind Original-Zitate.

Nur 10% aller syrischen Flüchtlinge fliehen nach Europa

Während des letzten Irakkriegs nahm Syrien 1,5 Millionen Geflüchtete auf – im Schnitt haben damals 14 Syrer einen Iraker versorgt (14 : 1). Heute sind 10 Millionen Syrer (die Hälfte der Bevölkerung) selbst auf der Flucht.

Der kleine Nachbar Libanon beherbergt in Flüchtlingslagern 1 Million Syrer: Auf 5 Libane­sen kommt 1 Syrer (5 : 1). Auch die Nachbarländer Jordanien und Türkei haben sehr viele Syrer aufgenommen. Mittlerweile wehrt die Türkei syrische Flüchtlinge massiv ab, obwohl Flüchtlingslager nahe der türkischen Grenze militärisch angegriffen werden.

Seit Kriegsbeginn stellten in Deutschland 410.000 Syrer einen Erstantrag auf Asyl. Die Versorgung eines syrischen Flüchtlings verteilt sich demnach auf 200 Deutsche (200 : 1), was im EU-Vergleich Rang 6 bedeutet.

Da die meisten EU-Länder nur sehr wenige Flüchtlinge aufnehmen, versorgen durch­schnittlich 540 EU-Bürger einen einzigen syrischen Flüchtling (540 : 1). 6,6 Millionen Syrer flüchten innerhalb ihres Landes und suchen mehrheitlich Zuflucht in den von Machthaber Assad kontrollierten Gebieten: Allein die beiden Hafenstädte Latakia und Tartus haben dreimal mehr Geflüchtete aufgenommen als die gesamte EU.

Die "Flüchtlingswelle" nach Europa (2015) wurde auch dadurch ausgelöst, dass dem UN-Flüchtlingswerk das Geld zur Versorgung der Flüchtlingslager ausging. Zuvor hatten die EU-Länder ihre Nahrungsmittel-Zuschüsse um 40% gekürzt.

  1. Wohin fliehen die meisten syrischen Flüchtlinge?

    Die meisten fliehen nach Griechenland
    Die meisten fliehen nach Deutschland
    Die meisten fliehen in syrische Nachbarländer
    Die meisten fliehen innerhalb Syriens in sicherere Regionen

  2. Unterstützung für Menschen auf der Flucht: Welche Aussage ist falsch?

    Die Bundesregierung verlangte die Beendigung des Rettungsprogramms "Mare Nostrum" für Flüchtlinge in Seenot
    Ein AfD-Spitzenpolitiker forderte: "Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen. Wir müssen die Grenzen dicht machen und dann die grausamen Bilder aushalten."
    Der Kommentar des Bundesinnenministers (CDU) zur Flüchtlingsrückführung nach dem EU-Türkei-Abkommen lautete: "Auch wenn wir jetzt ein paar harte Bilder aushalten müssen, unser Ansatz ist richtig."
    Die Bundeswehr hat Schiffe geschickt, um Flüchtlingen eine sichere Fluchtroute übers Mittelmeer zu eröffnen