Thema 2: Fluchtgründe

Millionen Menschen flüchten, weil der Ausgleich zwischen arm und reich nicht funktioniert

Bittere Armut sowie Mangel an Wasser und Nahrung gehören zu den häufigsten Fluchtgründen. Obwohl der Hunger in den Entwicklungsländern seit 2000 um mehr als ein Viertel zurückgegangen ist, verhungern jährlich immer noch 3,1 Millionen Kinder – das sind 8500 Kinder pro Tag. Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos alle Menschen ernähren – in Hungergebieten fehlt jedoch das Geld für Nahrungskäufe. Wären Einkommen und Vermögen gleichmäßiger verteilt, müsste kein einziger Mensch hungern. Die gesamte Menschheit erwirtschaftet mit ihrer Arbeitskraft genug Gewinne für alle. Aber der Welthandel ist so organisiert, dass ein immer größerer Teil dieser Gewinne genau dorthin fließt, wo es bereits den größten Reichtum gibt. Das weltweite Gesamtvermögen ist etwa so verteilt, als würde ein einziger Schüler mehr besitzen als alle Schüler aus drei Schulklassen zusammen.

Vermögende müssen nur sehr wenig von ihrem Reichtum abgeben: Geldvermögen wird in den reichen Industriestaaten kaum besteuert – in Deutschland überhaupt nicht. Und während bei uns die meisten Arbeitnehmer einen festen Anteil ihres Einkommens an die allgemeinen Renten- und Krankenkassen zahlen müssen, sind Vermögende mit ihren Kapitaleinnahmen von dieser Pflicht befreit. Der Schutz von Vermögen funktioniert auf unserer Erde weitaus besser als der Schutz von verhungernden Menschen.

Zurzeit sind so viele Menschen wie noch nie auf der Flucht: 65 Millionen, die Hälfte davon Kinder.

Millionen Menschen flüchten infolge der gescheiterten Strategie, eine bessere Welt herbeizubomben

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA startete die US-Regierung einen Krieg zur weltweiten Beseitigung des Terrorismus. Erstes Ziel war Afghanistan, dort sollte die Terrorgruppe Al-Qaida vernichtet werden. Militär aus aller Welt beteiligte sich an diesem Einsatz, der sich zu einem Krieg gegen die afghanische Taliban-Schreckensherrschaft ausweitete. Der Einsatz kostete die unvorstellbare Summe von mehr als 1000 Milliarden €. Mindestens 26.000 unbeteiligte Zivilisten wurden getötet, aber weder die Taliban noch Al-Qaida konnten besiegt werden. Afghanistan ist heute ein in großen Teilen zerstörtes Land, die Zahl ziviler Kriegstoter und Verwundeter steigt seit Jahren. Europa hat sich mittlerweile gegen afghanische Flüchtlinge abgeschottet, und die deutsche Regierung treibt die Rückführung von Afghanen in ihr Herkunftsland voran.

2003 griffen US-Streitkräfte den Irak an, Begründung: Es gäbe dort Massenvernichtungswaffen, die gegen die USA eingesetzt werden könnten. Diese Behauptung war falsch und die vorgelegten „Beweise“ waren gefälscht. Der Krieg brachte Diktator Saddam Hussein und seine Regierung zu Fall, mindestens 70.000 irakische Zivilisten starben. Terror und Chaos dauern bis heute an. Auf diesem Nährboden entstand der IS.

Die Strategie, eine Terrorismus-freie Welt herbeizubomben, hat in den vergangenen 15 Jahren für die betroffenen Menschen keine Verbesserung gebracht. Tausende wurden getötet, Millionen in die Flucht getrieben. Gewalt und Elend haben neue Terrorgruppen entstehen lassen.

Der Krieg in Syrien liegt nur 4 Flugstunden von uns entfernt. Er hat seit 2011 weit über 250.000 Menschenleben gefordert. In Syrien kämpfen nicht nur verschiedene Bürgerkriegsparteien und der IS. Auch ausländische Soldaten, z. B. die deutsche Bundeswehr, sind beteiligt. Es gab mehrere Tausend Bombardierungen aus der Luft, wobei syrische, US-amerikanische und russische Jets die meisten Angriffe fliegen. Da die Angriffsziele häufig nicht auf freiem Gelände sondern in bewohnten Gebieten liegen, wurden auch Krankenhäuser, Schulen sowie unzählige Wohnhäuser getroffen und zerstört. Man schätzt, dass bisher 70.000 unbeteiligte Männer, Frauen und Kinder zu Tode gekommen sind.

Kriege und Kriegsangst sichern das Billionen-Geschäft der Rüstungsindustrie

Seit dem Jahr 2000 kam es weltweit zu fast 30 Kriegen. Den Kriegswaffenverkauf dominieren die USA und Russland. Deutschland ist im globalen Waffengeschäft ebenfalls sehr aktiv: Unter den Rüstungsexportnationen gehören wir zu den Top-5.

Auch bei den Ausgaben fürs eigene Militär liegen die USA weit vorne. Vergleicht man die internationalen Rüstungsausgaben 2015 mit einer Shopping-Tour, bei der der Großeinkäufer USA 100 € ausgeben darf, bleiben für China 36 €, für Saudi-Arabien 14 € und für Russland 11 €. Deutschland (Platz neun) darf immerhin noch 7 € ausgeben. Bei gleichmäßiger Verteilung des Restgeldes hätten alle weiteren UN-Staaten (Plätze 10 – 193) jeweils 43 Cent zur Verfügung.

Es ist verständlich, dass Staaten zur eigenen Friedenssicherung Armeen unterhalten. Aber wenn wir von Aufrüstung, neuen Bedrohungen und militärischen Auslandseinsätzen hören, sollten wir den politischen Einfluss der Kriegswaffenindustrie bedenken, die allein 2015 von weltweit 1.500 Milliarden € Militärausgaben profitiert hat. Eine einzige Hellfire-Rakete, (163 cm hoch, 17,8 cm breit) kostet etwa 60.000 €. Allein die deutschen Militärausgaben (2015) entsprechen einer Fünfzigeuroschein-Strecke von fast 100.000 km.

  1. Wie viele Flüchtlinge gibt es weltweit?

    Etwas mehr als 1 Million (so viele Einwohner hat Köln)
    4 Millionen (so viele Einwohner hat Rheinland-Pfalz)
    65 Millionen (so viele Einwohner hat Frankreich)
    500 Millionen (so viele Einwohner hat die EU)

  2. Warum flüchten Syrer, Afghanen und Iraker aus ihrer Heimat?

    Der wichtigste Fluchtgrund sind Klimakatastrophen
    Die meisten flüchten vor Ebola und anderen Seuchen
    Die meisten flüchten, weil es wegen Missernten nicht genug zu essen gibt
    Die meisten flüchten, weil ihr Leben von Krieg und Terror bedroht ist

  3. Wer leitet(e) die Bombardierungen der Fluchtländer Afghanistan und Irak?

    China
    Nordkorea
    USA
    Russland

  4. Würde man die deutschen Militärausgaben (2015) in 50-€-Scheinen der Länge nach aneinander reihen – Wie lang wäre die Strecke?

    27 km (Entfernung Bingen – Mainz)
    770 km (Entfernung Hamburg – München)
    9.800 km (Entfernung Wien – Los Angeles)
    97.000 km (fünfmal die Entfernung Nordpol – Südpol)